Mantik im Alten Testament. (AOAT 411)

Mantik im Alten Testament. (AOAT 411)

Rüdiger Schmitt

ISBN: 978-3-86835-100-2

Pub: 2014

212 pp.

Der Band „Mantik im Alten Testament“ untersucht die Formen und Funktionen der Mantik im Alten Testament aus einem sozial- und religionsgeschichtlichen Blickwinkel. Mantik wird definiert als eine Form performativer ritualsymbolischer Kommunikation und ist fest im Symbolsystem des Alten Israel verankert. Dazu gehört, dass autorisierte Spezialisten intuitiv göttliche Botschaften empfangen und weitergeben bzw. solche induktiv generieren und deuten. Darüber hinaus können natürliche Zeichen grundsätzlich als göttliche Willensäußerungen gewertet werden und waren ominös lesbar. Theorien von einer ‚rationalisierten‘ oder ‚entmythologisierten‘ Auffassung der Natur und des Kosmos im Alten Testament sind daher als obsolet zu betrachten. Der Band argumentiert, dass das Alte Israel Teil hat an einer spezifischen westsemitischen Divinationskultur im 1. Jt., in der intuitive Formen der Mantik (Vision, Audition, z.T. in Trance bzw. Ekstase) und einfache Formen induktiver Mantik, wie Losorakel, dominieren. Untersucht werden die im Alten Testament und auch archäologisch und epigraphisch zu erschließenden mantischen Praktiken im 1. Jt. v. Chr., das soziale Setting der mantischen Spezialisten, insbesondere der Nabis und die unterschiedlichen Leistungsbezüge von Mantik in der offiziellen bzw. staatlichen Religion, der familiären Religion, der gruppenbezogenen Religion, der schriftgelehrten Bildungskultur und im juridischen Bereich. Die Leistungsbezüge mantischer Praktiken richten sich – ähnlich wie bei „magischen“ Ritualen – im wesentlichen auf die Bewältigung individueller, familiärer und gesellschaftlicher bzw. staatlicher Krisen- und Kontingenzerfahrungen, wie Krankheit und Tod, Krieg, Naturkatastrophen, Hungersnot, Seuchen etc., um Krisen verstehbar zu machen und Wege der Bewältigung und Lösungen für die Zukunft (insbesondere durch entsprechende Rituale) zu erkunden. Kritisch evaluiert wird u.a. die in der Forschung lange dominierende Auffassung von einer Sonderstellung der alttestamentlichen Prophetie. Darüberhinaus wird der intensive alttestamentliche Diskurs um legitime und illegitime Formen der Mantik analysiert, der im wesentlichen als ein an das Prophtengesetz in Dtn 18 anschließender schriftgelehrter Diskurs beschrieben wird.
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