Ägypten und Ugarit – Kulturkontakte und die Folgen. (AOAT 499)

Ägypten und Ugarit – Kulturkontakte und die Folgen. (AOAT 499)

Herausgeber

Angelika Berlejung, Jan Dietrich, Enrique Jiménez

Autorin

Nadine Eßbach

Beschreibung

Die Publikation „Ägypten und Ugarit – Kulturkontakte und die Folgen“ untersucht den Einfluss Ägyptens auf die Kulturen des östlichen Mittelmeerraumes am Beispiel des Kleinkönigtums Ugarit. Auf Grundlage einer ausführlichen Analyse der unterschiedlichen Kontaktsituationen (politische Kontakte, Handelskontakte, permanente Kontakte) zwischen Ägypten und Ugarit in der Späten Bronzezeit sollen so die Auswirkungen des damit einhergehenden Kulturaustausches illustriert werden. Dabei wird ein breitgefächerter Zugang unter Einschluss archäologischer, philologischer, religionswissenschaftlicher, kunstgeschichtlicher sowie auch soziologischer Untersuchungsmethoden verfolgt. 

Hinsichtlich der politischen Beziehungen der beiden Königreiche wertet die Arbeit alle relevanten Quellen aus und kann so die Kontakte beginnend in der Amarna-Zeit bis zum Untergang Ugarits nachzeichnen. Dabei wird u.a. gezeigt, dass die Beziehungen zwischen den beiden Königreichen deutlich intensiver waren als bislang angenommen und sich Ugarit sogar in einem direkten Abhängigkeitsverhältnis zu Ägypten befand. 

Nach der Auseinandersetzung mit den politischen Beziehungen wendet sich die Arbeit den Handelsbeziehungen zu. Hierbei werden Aussagen zum Charakter des spätbronzezeitlichen Güteraustausches, der Infrastruktur und Logistik, den Trägern des Kontaktes sowie den dabei verhandelten Gütern getroffen. Informationen zur materiellen Seite des Austausches werden dabei sowohl durch eine Detailanalyse der relevanten Textzeugnisse als auch mittels Durchsicht des ugaritischen Fundbestandes nach ägyptischen Importgütern sowie des ugaritischen Lexikons nach ägyptischen Lehnwörtern gewonnen.

Ausgehend von einer Analyse der Zeugnisse für eine permanente Anwesenheit von Ägyptern im Königreich von Ugarit wird sich darauffolgend dem Phänomen der Verstetigung und Kultivierung des interkulturellen Kontaktes zugewandt. Anhand des ugaritischen Quellenmaterials und Onomastikons werden die im Königreich von Ugarit lebenden Ägypter identifiziert sowie Aussagen zu ihren sozialen Stellungen und Tätigkeiten getroffen. Eine Untersuchung des archäologischen Befundes sowie des Fundbestandes nach materialisierten Hinweisen auf die Anwesenheit von Ägyptern in Ugarit vervollständigt das Bild. 

Durch die vielfältigen Kontaktbeziehungen zwischen Ägypten und Ugarit waren die Voraussetzungen für kontaktinduzierte Wandlungsprozesse in besonders hohem Maße gegeben. Bei der Untersuchung dieses Kontaktphänomens liegt ein erster Schwerpunkt auf dem kulturellen Einfluss Ägyptens auf die ugaritische Handwerkskunst, der am Beispiel von Objektimitationen aufgezeigt werden wird. Daran anschließend werden bildliche Rezeptionsprozesse untersucht, die sich anhand des ägyptischen Einflusses auf die ugaritische Götter- sowie Herrscherikonographie nachweisen lassen. Am Beispiel der ugaritischen Königsikonographie wird gezeigt, dass es sich hierbei nicht – wie vielfach angenommen – um bildhafte Zeugen eines „sinnentleerten“ Eklektizismus handelt, sondern dass die ikonisch-kodierte, kulturspezifische Semantik gleichfalls mit übernommen und sinnvoll in den indigenen Verwendungskontext integriert wurde. Ausgehend von dieser Erkenntnis wird die Frage erörtert, wie ein fremdkulturelles Bild- und Symbolsystem identitätsgenerierend wirken konnte. Womit hier auch erstmalig die Seite der kulturellen Selbst- oder Eigenwahrnehmung thematisiert wird. Dabei versucht die Arbeit zu klären, ob die Anknüpfungstendenzen an Ägypten, die sich vermehrt gegen Ende des 13. Jh. v. Chr. sowohl in der materiellen als auch immateriellen Kultur Ugarits offenbaren, womöglich nicht allein unberedte Zeugen der ägyptisch-ugaritischen Kontaktbeziehungen und darin gründender kultureller Wandlungs­prozesse waren, als vielmehr bewusstes Instrumentarium verändernden politischen Handelns. 

 

Englisch

 

This study examines the influence of Egypt on the cultures of the Eastern Mediterranean using the small kingdom of Ugarit as an example. A detailed analysis of the various cross-cultural contacts (political, commercial and permanent) between Egypt and Ugarit during the Late Bronze Age seeks to illustrate their impact as well as the resulting cultural change. Therefore, a wide variety of methods is used, including archaeological, philological, religious, art-historical, as well as sociological. 

With respect to the political relations between the two kingdoms, this study analyses all relevant sources in order to trace their contacts, beginning in the Amarna period and continuing until Ugarit’s demise. This study demonstrates that the relationship between the two kingdoms was much closer than previously assumed, and that Ugarit was in fact at one point under Egyptian suzerainty.

After examining the political relations, a detailed discussion of trade relations is conducted. Here, the study draws conclusions regarding the infrastructure and logistics, the people and institutions trading, as well as the goods traded. Results concerning the material side of this exchange are reached both through a detailed analysis of all relevant textual sources and by screening the material culture of Ugarit for goods imported from Egypt, as well as by searching the Ugaritic lexicon for Egyptian loanwords. 

Based on an analysis of evidence for the permanent presence of Egyptians in Ugaritic society, the study then turns to the effect of consolidation of intercultural contacts. The main evidence for Egyptian presence in Ugarit stems from the Ugaritic textual sources, especially the onomasticon contained therein, which not only allows identification of individuals, but also provides information on the social standing and functions of Egyptians living in the kingdom of Ugarit. An analysis of archaeological remains and artefacts showing the presence of Egyptians in Ugarit complements the socio-historical reconstruction.

The many contacts between Egypt and Ugarit provided the ideal conditions for cultural changes. In analyzing these changes, the study focusses first on the cultural influence of Egypt on Ugaritic craftsmanship, which is illustrated by Ugaritic imitations of Egyptian works of art. After that, an examination of Egyptian influence on the divine and royal iconography of Ugarit shows that this was not just the result of some kind of “meaningless eclecticism”, as usually assumed. Based on these insights, the question is posed how a foreign iconography could be used to create an indigenous identity. Furthermore, the aspect of cultural self-perception is addressed for the first time. Thus, the study shows that the increasing orientation of Ugarit towards Egypt in its material as well as non-material culture at the end of the 13th century BC was not only a consequence of contact between the two kingdoms, but also an instrument for political change. 

Inhaltsverzeichnis

 

 

Bibliographische Angaben

Reihe + Nummer: AOAT 499

 

ISBN: 978-3-86835-322-8

 

Erscheinungsjahr: 2021

 

Seitenanzahl: v + 564 pp.

  • 155,00 EUR
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